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  12. Juli 2025: Entdeckung eines Asteroidenmondes    
     
 

Nun ist es offiziell: Der Asteroid (108968) 2001 PE40 besitzt einen Mond!

Die Stellar Occultation Timing Association Switzerland (SOTAS) ist eine Fachgruppe der Schweizerischen Astronomischen Gesellschaft. Einige Mitglieder der AVA wirken ebenfalls in der SAG-Fachgruppe mit. Ihre wissenschaftliche Arbeit besteht hauptsächlich darin, den genauen Zeitpunkt des Verschwindens und Wiedererscheinens des Lichts eines Sterns zu bestimmen, der von einem vorüberziehenden Asteroiden oder Kometen kurzzeitig bedeckt wird. Die Aufzeichnung eines solchen Ereignisses von mehreren, genau bekannten Standorten aus ermöglicht es,
   - die Größe und Form des verdeckenden Körpers zu bestimmen,
   - Doppelkörper und begleitende Satelliten zu entdecken,
   - die Bahnelemente des verdeckenden Körpers zu aktualisieren.

Für den 12. Juli 2025 wurde die Bedeckung des Sterns UCAC4 427-071562 durch den Asteroiden (108968) 2001 PE40 vorausgesagt. Der schmale Schattenpfad auf der Erdoberfläche hatte eine Breite von 14.3 km und verlief von Ost nach West über Deutschland und die Schweiz. Da der bedeckte Stern eine Helligkeit von 13.06 mag besitzt, der Asteroid jedoch nur 19.6 mag, sollte das Sternenlicht demnach kurzzeitig vollständig verschwinden.

Bei guten Wetterbedingungen ist es von zwei Standorten aus gelungen, die Bedeckung aufzuzeichnen und die Zeitpunkte des Verschwindens und Wiedererscheinens des Sternenlichts klar zu bestimmen: In D-Eberfing hatte Martin Gutekunst den entsprechenden Stern im Visier. In der Schweiz widmete sich das Team Josef Käser (Aufzeichnung auf der Sternwarte Schafmatt der Astronomischen Vereinigung Aarau) und Jonas Schenker (Auswertung der Lichtkurve) der Bedeckung.

Dann war es soweit: Von beiden Standorten aus betrachtet bedeckte der Asteroid planmässig den Stern für jeweils ca. 1.1 Sekunden. Doch dann passierte das völlig Unerwartete: Etwa 1.5 Sekunden nach dem Wiedererscheinen des Sterns verschwand das Sternenlicht noch ein zweites Mal für einen Bruchteil einer Sekunde! Was war das denn? Vermochte etwa ein Flugzeug oder ein Satellit den Stern nochmals zu verdecken? Oder gar ein Vogel oder eine Fledermaus?

Gewissheit brachte erst die Tatsache, dass beide Standorte das zweite, klare Verschwinden des Sterns aufzeichneten. Christian Weber von der IOTA/ES (Europäische Sektion der International Occultation Timing Association) führte beide Beobachtungen zusammen und kam zum einzigen schlüssigen Resultat: Der bedeckende Asteroid wird von einem bis anhin unbekannten Mond umrundet! Dieser wies während der Bedeckung zufällig die richtige Lage auf, um den Stern, von beiden Standorten aus betrachtet, ein zweites Mal zu bedecken. Was für ein glücklicher Umstand!

Anhand der Daten konnte zudem bestimmt werden, dass der längliche Asteroid eine Grösse von 12.6 x 6.8 km aufweist. Sein neu entdeckter Mond dagegen ist nur 2.9 x 1.83 km gross und umkreist den Asteroiden in einem Abstand von 23.9 Kilometern. Beide zusammen umkreisen die Sonne innerhalb des Asteroidengürtels (zwischen Mars und Jupiter) und waren zum Zeitpunkt der Beobachtung etwa 366 Mio. Kilometer von der Erde entfernt.

Besonders erfreulich ist auch die Tatsache, dass beide Sternwarten die von Andreas Schweizer und Stefan Meister entwickelte DVTI+CAM mit dem hochsensiblen CMOS-Sensor Sony IMX430 verwendeten. Diese Kamera besitzt einen integrierten GPS-Empfänger, mit dessen Hilfe sowohl die exakte Zeit als auch der Standort auf jedes einzelne Bild der Aufzeichnung übertragen wird, noch bevor dieses in den Computer gelangt. Damit ist jegliche Zeitverzögerung ausgeschlossen. In Verbindung mit dem 45cm-Teleskopspiegel (f/3) der Sternwarte Schafmatt konnte das Sternenlicht mit einer Belichtungszeit von 50 Millisekunden aufgezeichnet werden, dies bei sehr gutem Signal/Rausch-Verhältnis.

Übrigens: Im Laufe der letzten knapp 10'000 Aufzeichnungen wurden bisher erst drei Asteroiden-Monde entdeckt...

   
 

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Videosequenz der
Sternwarte Schafmatt
 
Lichtkurven
der beiden Stationen
 
die sog. Chords
der beiden Stationen
   
             

das Telegramm no. 5589
des Central Bureau for
Astronomical Telegrams (CBAT)
 
Umlaufbahn und Standort
zum Zeitpunkt
der Beobachtung